Sonntag, 20. November 2011

exkurs: zugfahren in indien


da wir jetzt bereits einige zugfahrten hinter uns haben, haben wir doch ein bisschen zu erzählen. schliesslich haben wir jetzt doch ein paar der verschiedenen kategorien ausprobiert. aber alle bisher in der kategorie liegewagen, einen zug mit sog. chairs hatten wir noch nicht, die verkehren nur auf einigen wenigen strecken. indien ist ein grosses land, und die züge legen oft weite strecken zurück, von start- zu endbahnhof können auch mal tage vergehen. da ist es nur logisch, dass die waggons keine definierten sitze haben, sondern breitere bänke mit 3 sitznummern. es gibt nischen mit jeweils 6 plätzen, immer 3 pro seite. auf der anderen seite des gangs sind dann immer noch 2 sitze in einer kleinen nische. davon dann viele in einem waggon. tagsüber sitzen theoretisch 3 leute auf der untersten bank, die mittlere wird hochgeklappt, die oberste bleibt. da könnte man das gepäck verstauen, wenn da nicht immer noch jemand liegen würde. gepäck also irgendwie unter die sitze gestopft. was die kategorien angeht, so gibt es sleeper, AC 3-tier, AC 2-tier, AC 1-tier. daneben noch second class bzw. general. in general landet man, wenn man nicht mehr reservieren konnte, so wie wir am endbahnhof des toy-train in mettupalayam, wenn man weiter will nach coimbatore. zum glück war es nur 50 min fahrtzeit. auf eine bank kamen 3-4 leute (war nicht ganz so voll), und ein inder war nicht begeistert von unserem gepäck in der ablage oberhalb, weil er da schlafen wollte und die andere ablage bereits besetzt war. gemütlich. sleeper ist wie oben beschrieben, mit fenstern zum öffnen. AC ist air condition, da kann man die fenster nicht öffnen, und wenn dann noch der ventilator extra an ist, kann es kalt werden. AC 3-tier ist quasi sleeper mit AC, 2-tier hat nur 2 liegen übereinander und ausserdem vorhänge (ein bisschen privatsphäre ist in indien doch manchmal ganz nett, und die kalte aircondition kann man auch abhalten). 1-tier sind 4 betten, je 2 übereinander in einem abteil mit tür. von der ausstattung her gibt es sonst nicht viel unterschied, auch die 1. klasse hat die gleichen mit kunstleder überzogenen dünnen gepolsterten bänke, nur vielleicht eine spur breiter. bis auf AC 3-tier haben wir die liegeklassen durch. sleeper hatten wir tagsüber von margao/goa nach hospet (hampi), AC 2-tier über nacht von hospet nach bangalore, dann morgens umsteigen in 1.klasse nach mysore. wovon abzuraten ist, ist eine fahrt mit einem unreserved ticket. bis mysore hatten wir nämlich zuhause bereits alle zugfahrten reserviert, weiter nicht, da wir uns nicht zu sehr zeitlich festschreiben wollten. mit dem ergebnis, dass unsere reise von ooty nach kerala nicht nur fast 2 tage dauerte, sondern auch etwas nervig war. der anfang war ja noch nett. für den toy train (übrigens seit 2005 auch ein weltkulturerbe) konnten wir in ooty am bahnhof 2 tage vorher noch plätze reservieren. 



weiterführende züge leider nicht, warum auch immer. der zug fährt 1x täglich um 14 uhr von ooty nach mettupalayam und braucht für die strecke dreieinhalb stunden. es war verdammt eng, 5 leute waren auf einer bank vorgesehen, kaum platz für gepäck. was nicht unter die schmalen bänke passt, nimmt den eh schon knappen fussraum weg. wir waren im endeffekt 7 leute im abteil, aber alle mit grossem gepäck, ständig haben wir taschen und beine wieder neu arrangiert. aber unsere abteilmitfahrer waren alle sehr nett, wir hatten ziemlich spass, und die szenerie draussen war atemberaubend. vom endbahnhof mettupalayam gab es erst 2 stunden später einen weiterführenden zug, mit dem wir second class/general bis coimbatore gefahren sind (s.o.). dann hatten wir die wahl zwischen unreserved second class im nachtzug nach alleppey (alappuzha), abfahrt 0:30, ankunft irgendwann vor 6 uhr morgens, oder morgens um 8 ebenso unreserved nach kottayam mit weiterfahrt im bus (1 ¼ stunden) nach alleppey. nach einer stunde warten am bahnhof inmitten unmengen inder, davon grosse gruppen schwarzgewandete männer, haben wir uns doch ein zimmer gesucht und haben am nächsten morgen um 7 ein unreserved sleeper gekauft. war vermutlich die bessere entscheidung, aber nur knapp. wer konnte auch wissen, dass der ganze zug mit schwarzgewandeten überquillt.wie sich an unserem ziel herausstellte, als die massen schwarzgewandeter mit uns aus dem zug und bahnhof quollen, waren es pilger zu einem nahe kottayam gelegenen tempel. aber zuerst haben wir uns beim ersten sleeper-waggon angefangen durch die vielen sleeper gekämpft. so ein zug ist verdammt lang, wenn man den trolley mangels platz hindurchtragen und sich selbst mit hindurchkämpfen muss. wir wissen jetzt auch, dass zwischen sleeper und AC die zugküche liegt und dort wirklich über offenem feuer gekocht wird. nach etwa einer stunde suche haben wir im allerletzten waggon dann doch noch 2 sitzplätze gefunden. der conductor ließ sich auch auftreiben und wir konnten auf AC aufzahlen. die restlichen knapp 6 stunden fahrt haben wir dann einigermassen komfortabel im kühlschrank ;-) verbracht. was lernen wir daraus: fahre in indien nur dann zug, wenn du fest reservierte sitzplätze hast.


ergänzung:
und dann sind wir erst wieder ohne feste sitzplätze gefahren. reserviert hatten wir schon, das reservation center in alleppey war super und der typ echt hilfreich bei der suche nach der passenden verbindung. nur leider war nur noch warteliste zu haben, immerhin waren wir platz 2 und 3 auf der warteliste. beim einsteigen in alleppey also wie instruiert hin zum typen mit dem klemmbrett, der hat uns dann 2 freie plätze gezeigt, unser ticket und seine liste abgehakelt, und alles war ok. naja, für die beiden alten leutchen, zu denen wir gesetzt wurden, nicht so ganz. zumindest er hatte anfangs seine probleme, hatte er doch alle 6 sitzplätze der nische für sich, seine frau und das gepäck beansprucht. und er konnte keine 2 minuten stillsitzen. ständig sprang er auf, hat ein gepäckstück verlagert. setzte sich auf einen anderen platz. sprang wieder auf. suchte was. ständig über unsere oder auf meine füsse. gestikulierte mich auf die gegenüberliegende bank, richtete umständlich einen liegeplatz für sich. schlief ganze 5 minuten, dann ging das ganze von vorne los. zwischendurch scheuchte er den zuständigen für die decken durch die gegend, die decken, kissen, leintücher umräumen. die beiden waren sich nichts schuldig in ihrer umständlichkeit. im nachhinein ist es zum schmunzeln. als er mal wieder für ein paar minuten weg war, suchte seine frau das gespräch. ich hab sie nicht verstanden. nach mehreren erfolglosen versuchen haben wir dann festgestellt, dass sie zwar eigentlich normalerweise tamil spricht, mich aber anscheinend doch mit ihren paar englischkenntnissen angesprochen hatte, wir aber das ganze aufgrund ihres akzents nicht als englisch erkannt hatten. die beiden leutchen saßen bereits seit 2 tagen im zug, also eigentlich seit dem start in gujarat. und sie fuhren gleich weit wie wir. er ist dann auch ein bisschen aufgetaut und hat uns versucht zu erklären, wie wir weiterkommen. auf das meiste waren wir vorbereitet. wir wussten, dass wir in nagercoil aussteigen müssen und dann mit einem anderen zug oder bus noch die restlichen 18km nach kanyakumari zurücklegen müssen. zum glück hat der typ so einen stress gemacht mit deuten, wir sollen unser gepäck runterholen und so, denn wir hätten den bahnhof nicht als solchen erkannt und ausserdem noch mit einer weiteren halben stunde fahrt gerechnet. wir waren schliesslich in einem expresszug, der nur in wenigen grossen bahnhöfen hielt. und wie sich herausstellte, in nagercoil town. dazu muss man vielleicht vorausschicken, dass die grossen bahnhöfe zumeist eine junction, also eine bahnstreckenkreuzung, oder ein terminus, ein endbahnhof, sind. wir sind auch mit anderen expresszügen an bahnstationen mit der bezeichnung stadtname+town vorbeigefahren, gehalten haben sie aber immer in stadtname+junction. nicht so hier. es gibt nämlich eine bahnstation nagercoil junction, dort hielt der überregionale, nur 1x/woche verkehrende expresszug jedoch nicht, sondern bei nagercoil town. und das war ein betonwartehäuschen mit einem nur auch etwa 10m länge gepflasterten, nicht erhöhten bahnsteig. man musste also sich und das gepäck 1m tiefer befördern. wir haben aus dem fenster gesehen, nur grün und braun gesehen, gedacht, der zug legt mal wieder einen seiner stops auf freier strecke ein und uns gewundert, warum der alte mann so stresst. war dann doch der bahnhof. und da standen wir nun mit vielen anderen reisenden und nur wenigen rikschas. und doch hatten wir innerhalb weniger minuten und der übersetzungshilfe eines besser englisch sprechenden ein taxi nach kanyakumari. und matthias hatte endlich seine fahrt in einem ambassador J

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