Dienstag, 29. November 2011

dies und das über land und leute

kleidung: westliche oder verwestlichte kleidung ist auch in indien auf dem vormarsch. während die frauen grossteils schon noch in sari oder salwar kameez (wurde mir als drüber drunter übersetzt, quasi ein ensemble aus einem knielangen seitlich hoch geschlitzten oberteil mit kurzen ärmeln und drunter einer hose, entweder pluderig oder im derzeit mehr angesagten wadenengen, ab dem knie jedoch recht weiten punjabi-stil, dazu ein schaltuch) zu sehen sind und nur selten mal eine jeans tragen, sind die männer selten noch ganz traditionell gekleidet. zumindest oben sind hemden im westlichen stil oder t-shirts angesagt. unten herum sind doch recht viele noch mit dhoti (oder lunghi? jedenfalls dieses tuch, das um den unterkörper gewickelt wird und bei bedarf über die knie wieder hochgeklappt wird) zu sehen, und sie sind konstant am neu wickeln, hochstecken oder runterlassen. ansonsten jeans bei den jungen, je älter oder offizieller, desto kunstfaseranzughose. männer in kurta pajama, diesen langen hemden mit stehkragen und weiten seilzughosen aus baumwolle, die glaube ich gandhi im zuge des ringens um die unabhängigkeit populär machte, sind kaum mehr zu sehen, noch weniger die sog. nehru-schiffchen als kopfbedeckung. turbane sind im süden so gut wie gar nicht zu sehen. und dann gibt es neben den kleidungsmäßig zumindest für uns nicht von den hindus unterscheidbaren christen noch viele muslime in indien. manche männer sind anhand ihrer kleidung, kappen und bärte als solche erkennbar. viele muslimische frauen tragen über ihrer bunten kleidung (ab und zu blitzt sie hervor) lange und weite schwarze mäntel und kopftücher, manchmal ist auch nur noch der augenbereich zu sehen. sehr sehr selten, aber doch, ist auch eine burka zu sehen

in anspielung auf das 1. kapitel der gebrauchsanweisung für spanien und die schreienden spanier: die inder sind die spanier asiens ;-) unterhaltungen in normaler lautstärke scheinen nicht möglich. z.b. gestern am bahnhof in madurai: sobald eine lautsprecherdurchsage mit wichtigen infos kam, schwoll der lautstärkepegel noch mehr an, anstatt leiser werden und zuhören versuchten alle dagegen anzuschreien. 

die bürokratie dürften die inder von den briten übernommen und noch stark ausgebaut haben (schon allein die riesen bücher beim einchecken im hotel/guesthouse mit ihren tausend spalten zum ausfüllen sind eine schau). leider haben sie dafür so sachen wie schlange stehen nicht übernommen. da wird gedrängelt was das zeug hält. überhaupt gilt „jeder ist sich selbst der nächste“, beim anstehen genauso wie im straßenverkehr. der straßenverkehr ist überhaupt grossartig. es hupt und dröhnt, der stärkste hat vorrang, jeder manövriert sich durch, die schwächsten müssen schnell wegspringen bzw. ausweichen können. das wichtigste utensil ist sowieso die hupe. 

vor ein paar tagen wurde in der zeitung ein indischer minister zitiert, der indien als  dreckig bezeichnete. es sei schlimm, dass vor allem auf dem land viele kein klo hätten, aber ein handy hätten sie vielfach schon. und selbst wenn ein klo vorhanden sei, würde das zumeist nur als ausguss benutzt, die geschäfte würden wie gehabt in freier natur verrichtet. wir lassen uns nicht weiter drüber aus, soll schliesslich nicht zu negativ werden. nur soviel: festsitzender dreck geht auch mit soundsooft wasser drüberkippen nicht weg. und: eigentlich wird konstant gefegt und wasser gekippt. darum bleibt es immer gleich dreckig, wird aber nicht schlimmer. und wir hatten auch tiptop saubere zimmer und bäder!

müll wird auf schritt und tritt fallengelassen oder aus bus- und zugfenstern geworfen, wenn nicht gar einfach auf den boden fallengelassen. nach mir die sintflut. abends wabern rauchschwaden durch die gegend, es riecht wie in graz am karsamstag, bevor die osterfeuer verboten wurden, da überall am straßenrand müllhäufen abgefackelt werden. an vielen orten stehen schilder, die littering and spitting, also das müllen und spucken verbieten, leider gibt es mehr schilder wie mistkübel. die muss man oft regelrecht suchen. spucken ist das nächste. männer, frauen, kinder, alle spucken ständig durch die gegend. zu nah an bussen vorbeigehen ist unklug, denn aus bus- und zugfenstern wird auch gerne gespuckt. oft weiss man vom geräusch her nicht, ob jemand „nur“ entschleimt und spuckt oder gar speit. allerdings hat es den anschein, als wäre das betelkauen weniger geworden, und auch die damit zusammenhängenden roten spuckeschwaden.

einige städte setzen auf weniger plastik und verbieten die vielen plastiksackerln. das funktioniert ziemlich gut und wird eingehalten, stattdessen gibt es verrottbare taschen. leider ist vieles andere trotzdem plastik. und auch wir tragen zum plastikberg bei, mit jeder versiegelten flasche gefiltertes gereinigtes wasser, also mindestens 1 pro person und tag. aber das wasser aus der leitung und den allerorten vorhandenen trinkbrunnen ist nun mal nicht sauber genug für uns „verweichlichte“ westler. touristenorte sind darauf eingestellt und machen alle getränke und auch eiswürfel mit aufbereitetem wasser, dort kann man auch salat essen. für weniger touristische orte gilt: if you can’t peel it or boil it forget it.

power cuts: indien ist immer noch von stromausfällen geplagt. allerdings hatten wir das von rajastan vor 15 jahren schlimmer in erinnerung. und meistens ist der strom nach ein paar minuten wieder da. die internetserver allerdings brauchen meistens länger, bis irgendwann jemand auf die idee kommt, sie wieder neu zu starten. und die ständigen power cuts sind für viele hotels (und v.a. für alle in madurai) eine gute ausrede, warum sie zwar 24h warmwasserversorgung versprechen, aber selbst die dann widerwillig angegebenen 2h warmwasser morgens und abends nicht einhalten. zum glück ist das kalte wasser hier nicht eiskalt wie bei uns (oder auch wie in laos, brr) sondern zumindest ein bisschen temperiert (da in dachtanks gelagert), und ein bisschen abhärtung schadet ja nicht ;-)

in den 15 jahren, die seit unserem letzten indien-urlaub vergangen sind, hat sich viel verändert. grosse teile indiens sind nach wie vor ländlich geprägt, aber vor allem in den städten ist eine art zweites indien entstanden. ein an den westen angelehntes indien der vor allem jungen leute. beide welten indiens existieren nebeneinander her.

von rajastan vor 15 jahren und auch von anderen asiatischen ländern waren wir gewohnt, dass man hart handeln muss. und am anfang unseres urlaubs galt das auch noch, in aurangabad ebenso wie in goa. in hampi gab es kaum mehr handelsspannen, und spätestens in mysore war mehr oder weniger schluss mit handeln. selbst im bazar waren viele sachen mit fixpreis (nein, wir waren nicht zu gutgläubig, vielfach waren die waren mit preisschild versehen, oder inder haben das gleiche bezahlt). der süden ist definitiv anders. wurde uns auch mehrmals von händlern so gesagt, die sich über die geschäftspraktiken im norden mit überzogenen einstiegspreisen ausließen. beim hausboot in kerala war handeln angesagt, aber auch da war nicht viel drin. probiert haben wir es ja des öfteren noch mit dem handeln (irgendwie ist das eingebrannt, dass man als tourist immer abgezockt wird, man will es nicht glauben, dass es hier zumeist anders ist), wurden aber zumeist, grossteils nett, abgebremst. selbst die rikschafahrer haben selten einen höheren preis als den vorher bei einheimischen erfragten oder im reiseführer genannten verlangt. und das will was heissen. hoffentlich haben wir unser handelsgeschick bis bombay nicht verloren, dort werden wir es nämlich wieder brauchen.

2 Kommentare:

  1. mittlerweile sind 3 Packerl angekommen, und wir wissen immer noch nicht was drin ist..

    guten heimflug
    gglggub

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  2. dann sind ja nur mehr 2 unterwegs ;-)
    matthias

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