Sonntag, 7. April 2019

Tag 3 Tokyo-Kyoto, Zugexkursion

Wir sind unterwegs nach Kyoto. Und machen unsere erste Erfahrung mit dem japanischen Bahnsystem und mit dem Shinkansen. Erster Eindruck schon mal sehr gut.
Da wir uns zwischen den verschiedenen Orten hauptsächlich per Zug fortbewegen wollen, und das Schnellzugsystem in Japan hervorragend ist, war der Japan-Rail-Pass die beste Option. Den kann man derzeit nur als Ausländer und nur im Ausland beantragen. Man bekommt einen Voucher zugeschickt, den man dann in einem Japan-Rail-Büro in Japan einlöst und das Ganze unter Vorlage des Reisepasses aktiviert. Und das haben wir dann auch gleich am ersten Tag abends gemacht, einschließlich tätigen einiger Platzreservierungen. Praktischerweise ist Tokio Station, also der eine Bahnhof, der der Hauptbahnhof für die Shinkansen ist, gleich in der Nähe unseres Hotels. Also konnten wir das am Heimweg erledigen.
Und haben dann heute morgen nach dem Frühstück und auschecken ganz gemütlich unsere Koffer die Viertelstunde durch die Sonntag Morgen doch recht ruhigen Straßen des Geschäftsviertels gerollt. Mit genügend Zeitpuffer, falls wir uns in dem riesigen Bahnhof nicht gleich zurechtfinden. Schließlich sind wir weder der Sprache noch einer der drei Schriften mächtig. Ist aber eh alles gut angeschrieben, auch in Englisch. Allerdings sollte man auch die Zugbezeichnung wissen. Die stand blöderweise auf der Reservierung nicht drauf, und die schlaue App konnte uns auch nur den Bahnsteig sagen. Den man aber erst findet, wenn man die Zugbezeichnung weiß und durch die richtige Kontrollsperre gegangen ist. Hatten wir aber schnell, ab dann alles kein Thema. Und, absolut genial, am Bahnsteig sind genau die Türabschnitte mit den Nummern der Wagons angezeichnet. Und auf den Absperrungen Übersichten mit den Abteilen und der genauen Aufteilung der Sitze. Man sieht also gleich, zu welcher Seite des Wagons und wo genau man hin muss. Selbst die Fahrtrichtung ist durch einen Pfeil gekennzeichnet.
Apropos Absperrungen. Die gibt es an jedem Bahnsteig, selbst in der hier als Metro bezeichneten U-Bahn. Brüstungshoch. Und die Schiebetore gehen erst auf, wenn der Zug an exakt der angezeichneten Stelle angehalten hat und auch die Zugtüren aufgehen. Vor allem das exakte Anhalten ist immer wieder ein Grund des Staunens.
Auch der Shinkansen schafft es, auf den Zentimeter genau an der angezeichneten Stelle zu halten. Nachdem die ankommenden Passagiere ausgestiegen waren, durften wir aber noch nicht einsteigen. Da Endstation und somit der Zug ab Tokio wieder in die Richtung fuhr, aus der er gerade gekommen war, ist erst mal Service-Personal eingestiegen, zum Reinigen und austauschen der weißen Tücher im Kopfbereich des Sitzes. Und auch zum Umdrehen der Sitze wiederum in Fahrtrichtung. Das ist genial, durch Tritt auf ein Pedal lässt sich die ganze Sitzbank mit zwei bzw. drei Sitzen um 180 Grad schwenken.
Wir sind derweil draußen brav in dem am Boden für das Anstehen in der Schlange gekennzeichneten Bereich gestanden, bis das Ok fürs Einsteigen kam. Null Gedrängel.
Da der Zug ziemlich ausreserviert war, haben wir leider nur Mittelsitze in hintereinanderliegenden Reihen ergattert. Und leider nicht auf der Seite mit Fuji-Blick. Überhaupt ist das mit dem Ausblick aus dem Zug nicht ganz so toll, die Fenster sind nicht wie bei uns gewohnt mehr oder weniger Panoramafenster, sondern im Gegenteil recht klein und erinnern vom Design eher an Fenster eines Flugzeugs, einschließlich Rollo. Ein bisschen größer sind sie immerhin. Wenn dann jedoch die Sitznachbarin am Fenster das Rollo fast ganz runterzieht, ist es vorbei mit dem Ausblick. Einen Blick auf den Mount Fuji konnten wir dann aber doch über den Gang hinweg erhaschen.
Aber ganz am Anfang stand erstmal das Gepäck in die Überkopf-Ablagen hieven. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Vom ICE und den diversen Railjets gewohnt, hatte ich eigene Bereiche für das Gepäck in Türnähe erwartet. Die gibt es nicht wirklich. Theoretisch könnte man zwar laut Beschriftung das Gepäck vor die erste Sitzreihe stellen. Dann haben die in der ersten Sitzreihe, je nach Ausrichtung der Sitzreihe, aber keinen Fußraum mehr. Macht man natürlich nicht. Blöd dann nur, wenn man eingedenk der Mitbringsel den extragroßen Koffer mitgenommen hat. Im Moment ist er ja noch relativ leicht (16kg sagte die Waage am Flughafen), aber das wird sich mit Fortschreiten der Reise noch ändern. Und auch 16kg lassen sich mal nicht eben so leicht auf Überkopfhöhe hieven. Das wird noch ein Spaß werden ;-)
Das sind aber die einzigen zwei Punkte, die man bemängeln kann an der bisherigen Performance. In Sachen Pünktlichkeit ist der Shinkansen sowieso unschlagbar. Da sollten sich ÖBB und Deutsche Bahn mal ein Beispiel nehmen. Gerade die DB ist ja für ihre enormen Verspätungen beim ICE bekannt. In Japan gibt es Entschuldigungen, wenn der Zug nur 1 Minute Verspätung hat, was so gut wie nie vorkommt.
Und dank des eigenen Schienennetzes für die Schnellzüge verdienen sie auch den Namen Schnellzug. Für eine Strecke von über 1100km braucht der schnellste, der Nozomi, gerade mal 5 Stunden. Der ist allerdings als einziger nicht im JR-Pass inkludiert. Aber der Hikari, mit dem wir gefahren sind, ist auch noch schnell. Für die Strecke von 513,6km nach Kyoto braucht er nicht mal 3 Stunden, genauer 158 Minuten. Beeindruckend.

Heike

1 Kommentar: